Hannovers Jubiläum „700 Jahre Gartenkultur erleben" ist eingeläutet: Von April bis Oktober feiert die Stadt Hannover seine Gärten, Parks und Friedhöfe unter neuen Blickwinkeln als Lern- und Erfahrungsräume. Zusammen mit den Organisator:innen und vielen Beteiligten hat Oberbürgermeister Belit Onay am Freitag, den 11. April, im Neuen Rathaus ein aktionsreiches Halbjahr eröffnet. Die vielfältigen Angebote geben Studierenden der Landschaftsarchitektur einmalige Gelegenheiten, umfassend, anschaulich und größtenteils kostenfrei urbane Grünräume von ihren historischen Ursprüngen bis in die Gegenwart kennenzulernen.
Die Landeshauptstadt stellt ihre Gartenkultur nicht nur als ästhetisches und kulturelles Erbe, sondern auch als zukunftsweisendes Modell für klimaangepasste, lebenswerte Städte vor. Dabei repräsentiert eine Auswahl von 21 Anlagen die Gartenvielfalt im ganzen Stadtgebiet. Sie reicht vom aufgelassenen, im Mittelalter noch außerhalb der Stadt gelegenen St. Nikolai-Friedhof, dessen Klosterruine auf das Jahr 1325 datiert, über die berühmten barocken Gärten Herrenhausens bis zum modernen, 2026 abgeschlossenen Projekt der City-Roofwalks auf dem Dach des Parkhauses Schmiedestraße.
Studierende als Zukunftsgestalter:innen gefragt
Die ‚grünen‘ Monate sind eine Einladung an alle, die Landschaften von morgen entwerfen oder überkommene bewahren wollen. Sie verschaffen einen Überblick über den Wandel der Gartenstile und der städtischen Grünplanung durch die Jahrhunderte. Für angehende Landschaftsarchitekt:innen eröffnen sich zahlreiche Anknüpfungspunkte in den Beruf: In den Gärten, Parks und Friedhöfen Hannovers lassen sich nicht nur Gestaltungen analysieren, sondern auch Arbeitsfelder wie die Förderung von Biodiversität, nachhaltige Pflegekonzepte und grüne Technologien, Wasserhaushalt und Bewässerungssysteme, Materialverwendungen, barrierefreie Einrichtungen, soziale Infrastrukturen, Citizen Science rund um die Natur oder Nutzungsdynamiken reflektieren.
Gleichzeitig schärft das Jubiläum das Bewusstsein für den Erhalt historischer Anlagen unter den aktuellen klimatischen Herausforderungen und ihre Rolle als Ökosystemdienstleister für Umwelt und Gesellschaft. Das Programm bietet mit Führungen, Workshops oder anhand von Fachvorträgen extra-curriculare Lernmöglichkeiten. Hinzu kommt ein Vortrag von Prof. Dr. Michael Rohde, ein Spezialist in Fragen des Denkmalschutzes, zu „Herausforderungen der Bewahrung historischer Parks und Gärten“, den er am 10. Juli 2025 im Rahmen der „Sommerakademie Herrenhausen“ hält. Rohde unterstützt gegenwärtig Lehrangebote am Institut für Landschaftsarchitektur der LUH.
Praxisnahe, niederschwellige Veranstaltungsformate
Umweltbildungstouren, thematisch konzipierte Fahrradrouten, akustische Zeitreisen, digitale Spaziergänge, interaktive Rätselrouten und die Ausstellung zu 350 Jahren Großer Garten in Herrenhausen ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zu teils komplexen Themen. Das Jubiläum wird von der Landeshauptstadt Hannover unter der Federführung der Fachbereiche Herrenhäuser Gärten sowie Umwelt und Stadtgrün getragen. Die Hannover Marketing und Tourismus GmbH (HMTG), die VolkswagenStiftung, die Sparkassenstiftung und die ÜSTRA unterstützen ideell und finanziell. Die Zusammenarbeit kommunaler, wissenschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteur:innen spiegelt den Anspruch des Jubiläumsjahres: Gartenkultur soll nicht nur bewahrt, sondern aktiv weiterentwickelt und noch stärker in den Alltag der Stadtgesellschaft integriert werden. Schon im Vorfeld hatte die Stadt Maßnahmen ergriffen, um die Qualität der Gärten zu sichern und ihren Erlebniswert zu steigern: Wege wurden erneuert, Bänke saniert und Neupflanzungen vorgenommen – unter anderem im Maschpark, im Hinüberschen Garten oder im Gartenfriedhof. So dienen die Anlagen als Praxisbeispiele für Pflege, Sanierung und die behutsame Transformation historischer Grünräume.
Informationen für die Ausflüge – analog und digital
Zum Jubiläum stehen begleitende Broschüren gedruckt oder als Download zur Verfügung: „700 Jahre Gartenkultur“ stellt alle 21 Gärten in Text und Bild vor; das Heft „Veranstaltungen 700 Jahre Gartenkultur“ fasst das Sonderprogramm zusammen. Die Führungen setzen sich sogar bis in den November fort. Mit dem „Grünen Faden“ wurde zudem ein analoges Pendant zum bekannten Stadtrundgang „Roter Faden“ geschaffen, der mit Hintergrundinformationen, Kartenmaterial und Anreisetipps zu Spaziergängen animiert. Die „Gartenlinie der ÜSTRA“ bringt Besucher:innen mit den Stadtbahnlinien 4 und 5 zu oder in die Nähe von insgesamt 16 der 21 Gärten. Sämtliche Orte der Jubiläumsauswahl können Interessierte auch virtuell mittels interaktiver 360°-Rundgänge unter www.hannover.de/gartenkultur besuchen.
Die 21 Orte von „700 Jahre Gartenkultur“:
(jeweils mit Entstehungsjahr)
1. St. Nikolai Friedhof (Mitte), 1325
2. Neustädter Friedhof (Mitte), 1646
3. Großer Garten (Herrenhausen), 1675
4. Tiergarten (Kirchrode), 1679
5. Welfengarten (Nordstadt), 1720
6. Berggarten (Herrenhausen), 1734
7. Gartenfriedhof (Mitte), 1741
8. Hinüberscher Garten (Marienwerder), 1767
9. Georgengarten (Herrenhausen), 1835
10. Stadtfriedhof Engesohde (Südstadt), 1864
11. Stadtfriedhof Stöcken (Stöcken), 1891
12. Stadtfriedhof Ricklingen (Ricklingen), 1908
13. Maschpark (Mitte/Südstadt), 1913
14. Stadtfriedhof Seelhorst (Seelhorst), 1920
15. Maschsee (Südstadt), 1936
16. Hermann-Löns-Park (Kleefeld), 1939
17. Stadtpark (Zoo), 1951
18. Stadtfriedhof Lahe (Lahe), 1968
19. Expo-Gärten (Kronsberg), 2000
20. Science Area 30X (Wissenschafts- und Technologiepark, Marienwerder), 2021
21. City Roofwalks (Mitte), 2025/26