Beitrag von Prof. Dr. Inken Formann in Stadt + Grün 10/2023
Die Klimakrise gefährdet auch historische Gärten. Mit einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Magazins Stadt + Grün (10/2023, S. 32-36) nimmt Prof. Dr. Inken Formann vom Institut für Landschaftsarchitektur an der Leibniz Universität Hannover den herausfordernden Umgang mit Wassermangel in den Blick. Noch als Rückblick auf ihre vorherige Tätigkeit stellt sie unter dem Fokus auf Hessens Gärten und Parks die weitreichenden Probleme vor, die Gartenkunstwerke durch Trockenheit aber auch extreme Wetterereignisse „existenziell in ihrem Fortbestand“ gefährden. Sie schildert Maßnahmen von Politik und Behörden, Ertüchtigungen in den Gärten, Initiativen der Verbände und deutscher Schlösserverwaltungen und stellt Forderungen für die Zukunft auf.
Nach Formann sind Gartendenkmäler „grüne Oasen“. Sie geben Rückblicke auf Blütezeiten der Kultur und inspirieren durch ihre Ästhetik. Gartenschöpfungen stärken die Gesundheit der Menschen, spenden Sicherheit, Hoffnung und Erholung. Sie förderten Bildung und gesellschaftlichen Dialog. So sei es im Interesse der Menschen, sie intakt zu erhalten und an die kommenden Generationen weiterzugeben. Gärtner und Gärtnerinnen müssten Wasser zwingend intelligent managen und die begrenzte Ressource verfügbar halten. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und des „Gartendenkens“ in Kreisläufen sind Gärten und Parks schon jetzt ein Vorbild im Prozess, die 17 Sustainable Goals der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 umzusetzen.
Die Leser und Leserinnen erfahren vom Hessischen Klimaplan 2030, der zum Schutz der gartenkulturellen Zeugnisse zwischen acht Ministerien abgestimmt wurde. Ein Handlungspaket bringt sie in die klimaneutrale Zukunftsgestaltung des Bundeslandes ein und umfasst Maßnahmen der Baumpflege, der Bewässerung der Brauchwassernutzung und die Instandsetzungen geschädigter Wege nach starken Regengüssen. Um Denkmalpflege und Nachhaltigkeit besser miteinander in Einklang zu bringen, braucht es aber mehr Personal, das langfristig beschäftigt werde und Erfahrungswissen aufbaue. Überhaupt seien die fachlichen Anforderungen an den Beruf des Gärtners / der Gärtnerin gestiegen, was sich in den Besoldungen allerdings nicht niederschlägt.
Formanns Plädoyer für Anpassungen an den Klimawandel – bis hin zu Notfallplänen samt Garten-„Triage“ – schließt unmittelbare Bedarfe ein, benennt aber auch, wie notwendig künftige Bestandserfassungen, Entwicklungskonzepte, vernetzte Daten in Geoinformationssystemen und interdisziplinäre Forschung zur Bewahrung des grünen Erbes sind. Sie verweist auf das 2. Nachhaltigkeitssymposium der mit grünen Anlagen betrauten Dienststellen am 22. November 2023 im Staatspark Hanau-Wilhelmsbad: „Klimafolgenanpassung in den Liegenschaften und Gärten des Kulturbereiches des Landes Hessen“. Der Ort wurde bewusst gewählt, denn dort sind massive Schäden direkt zu sehen.